CDU und CSU stehen ebenso wie die FDP fest an der Seite der Atom-Lobby - trotz erwiesener Störanfälligkeit und Unsicherheit gerade älterer Atom-Reaktoren. Dabei sind ihnen die Gründe für die geforderte Laufzeitverlängerung längst ausgegangen, außer: die märchenhaften Gewinne der Atomindustrie.
Zwei Drittel der Menschen in Deutschland wollen raus aus der Kernkraft. Aus gutem Grund: Sie ist gefährlich, sie ist teuer, sie ist unter Berücksichtigung der Uranförderung alles andere als CO2-frei, sie hinterlässt vielen kommenden Generationen das ungelöste und zunehmende Problem der Endlagerung des Atommülls.
Darum hatte die SPD den Atomausstieg durchgesetzt. Denn bei sinnvoller Förderung könnten die Erneuerbaren Energien auf absehbare Zeit die Kapazitäten der Atomkraft ersetzen - die Hochrisikotechnologie Kernenergie macht weniger als drei Prozent des Weltenergieverbrauchs aus. Und es geht um zukunftsfähige Arbeitsplätze. Bereits jetzt arbeiten fast zehn Mal so viel Menschen in der Erneuerbaren-Energien-Branche als in Kernkraftwerken. Mit Potenzial für mehr.
Krümmel: "Kraftwerk mit Zukunft"?
Dies alles und die sich häufenden Störfälle gerade der älteren Meiler lassen die Union nicht von ihrem Atomkurs abweichen. Im Gegenteil. Der jüngste Vorfall im AKW Krümmel scheint die Konservativen mobilisiert zu haben: Jetzt erst recht! So macht sich der baden-württembergische Ministerpräsident Günher Oettinger inzwischen dafür stark, den Atomausstieg insgesamt in Frage zu stellen und jegliche Laufzeitbeschränkungen aufzuheben. "Wenn die technischen Voraussetzungen stimmen", meint der Christdemokrat gar, "ist Krümmel ein Kraftwerk mit Zukunft".
Auch Bundesforschungsministerin Annette Schavan, die ihres Amtes entsprechend eigentlich die Entwicklung von Zukunftstechnologien fördern müsste, will "dringend" die Laufzeitverlängerung. Und der Unionsfraktionsvorsitzende Volker Kauder sagt, "so lange Kernkraftwerke sicher sind, sollen sie auch laufen können". Mit der Sicherheit ist das aber so eine Sache - vor allem bei Schwarz-Gelb. Erst am 3. Juli musste Bundesumweltminister Sigmar Gabriel dem Land Niedersachsen eine bundesaufsichtliche Weisung erteilen, endlich notwendige Sicherheitsnachweise für die eigenen Atomkraftwerke vorzulegen. Dies hatte die CDU-FDP-Landesregierung seit April verschleppt und zudem vereinbarte Gesprächstermine verstreichen lassen.
"Jammerschade"
Und die Kanzlerin? Sie träumt von einer Rückkehr ins atomare Zeitalter und findet es "wirklich jammerschade, sollten wir aus diesem Bereich aussteigen". Damit hat sie wohl auch die Gefühlslage der Atomindustrie sehr genau wiedergegeben. Der Vorstandsvorsitzende des Krümmelbetreibers Vattenfall, Lars Göran Josefsson sieht daher auch gute "Chancen für eine Wende - wenn Schwarz-Gelb gewinnt". Er hat ein vitales Interesse daran. Denn: Die Konzerne verdienen viel Geld vor allem mit dem Betrieb von alten, abgeschriebenen Meilern. Es geht um eine Million Euro - pro Tag!