Kino Toni Der Film „Jadup und Boel“ von Rainer Simon handelt von dem Bürgermeister einer märkischen Kleinstadt, der den sozialistischen Heroen so gar nicht verkörpert. Im Rahmen der Reihe „Verbotene Filme – der andere sozialistische Realismus“ ist der Streifen am Freitag, 03. Juli 2009, um 18.00 Uhr im Kino Toni & Tonino in Berlin-Weißensee zu sehen. Im Anschluss daran stehen der Regisseur und die Betreiberin des Kinos, Frau Manuela Miethe, zu Gesprächen zur Verfügung. Der Eintritt kostet zwei Euro.
Jadup und Boel ist ein leiser Film voller Ironie und Melancholie. Als beim Richtfest für die neue HO-Kaufhalle eine alte Kate zusammenfällt, bricht die Vergangenheit in das Leben von
Bürgermeister Jadup (Kurt Böwe). Er wird an Boel (Katrin Knappe) erinnert, die nach Kriegsende in die Stadt kam und mit der Jadup befreundet war. Als es darauf ankam, ihr zur Seite zu stehen, hatte er ihr damals seine Menschlichkeit versagt. Dies wird für Jadup zum
Anlass, die Gegenwart kritisch zu betrachten. In seinem Sohn Max kehrt das unbewältigte Jugenderlebnis wieder, als dieser vor die Situation gestellt wird, die Außenseiterin Edith zu unterstützen oder der „FDJ-Prinzessin“ Eva Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Jadup und Boel ist ein Film über die alltäglichen Unzulänglichkeiten im „besseren System“, über Worthülsen, unterlassenen Mut und persönliches Rückgrat – und eine zaghafte Hoffnung
im Dunstkreis von Provinzialität und sozialistischem Trott.
Das Werk aus dem Jahr 1981 ist die letzte DEFA-Produktion, die nach ihrer Fertigstellung verboten wurde. Im Zuge einer kontrollierten Perestroika in der DDR wurde der Film 1988 in
ausgewählten Kinos gezeigt. Zuvor hatte Simon 1985 mit Die Frau und der Fremde als einziger Filmemacher der DDR auf der Berlinale einen Goldenen Bären gewonnen.
Mehr Informationen direkt beim Kino Toni.