Dennis Buchner Wirklich erfüllend und ausfüllend kann ein Vorstandsjob bei der Deutschen Bank offensichtlich, trotz bester Dotierung, nicht sein. Und so bleibt dem Vorstand Thilo Sarrazin, durchaus erfolgreich in seiner Zeit als Berliner Finanzsenator, leider auch noch die Zeit, in einem knapp 500 Seiten dicken, aber leider nicht starken, Buch noch einmal allerlei populistische Vorurteile zu bedienen, die zugespitzt auf eines hinauslaufen: Der nach Deutschland eingedrungene Moslem ist Schuld, dass es mit dem Abendland bergab geht.
Nun hatte Thilo Sarrazin auch in seiner Zeit als Politiker, leider mit einem roten SPD-Parteibuch ausgestattet, nicht viele Zweifel an seiner Denke gelassen. Denn neben den Moslems sind es vor allem die Sozialstaatsausnutzer, im Wesentlichen gleichgesetzt mit den Empfängern von Arbeitslosengeld, die unseren Staat zu Grunde richten.
Das Problem bei Sarrazin ist: Der Applaus vom „kleinen Mann“ und vom rechten Rand bestärkt ihn, immer weiter zu machen. Und dieser Applaus kommt vor allem deshalb, weil viele Beobachtungen Sarrazins nicht falsch sind.
Es sind insbesondere Kinder von Migrantinnen und Migranten und den bildungsferneren Schichten, die im deutschen Bildungssystem verloren gehen. Etwa 20% jedes Jahrgangs bleiben ohne einen Schulabschluss und / oder ohne Berufsabschluss – ergo: Ohne Perspektive und mit der Aussicht auf Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen.
Sarrazin erkennt aber leider nicht, dass die Bildungs- und Integrationspolitik daneben gegangen ist, sondern unterstellt, das Aushelfen an der Dönerbude von Onkel Üzgür sei für viele Migrantinnen und Migranten das Lebensziel. Und damit liegt er sicherlich vor allem daneben, weil er die Lebenswirklichkeit dieser Gruppe nicht einmal ansatzweise kennt. Kein Wunder, bewegt sich Herr Sarazzin doch in vermeintlich besseren Kreisen.
Ärgerlich für die SPD ist: Thilo Sarrazin hat ein rotes Parteibuch, das er nach Lage der Dinge auch behalten wird, weil das Parteiengesetz – übrigens mit Recht – hohe Hürden für einen Ausschluss aus einer demokratischen Partei stellt. Freiwillig zurückgeben wird es dieses Parteibuch nicht, denn nur dieses macht ihn für die Medien interessant, weil es ihn vermeintlich zu einem Politiker macht.
Ein Politiker aber ist Herr Sarrazin nicht. Die Aufgabe der Politik ist es, Lösungen zu entwickeln und politisch durchzusetzen. Für die von Sarrazin angesprochenen Probleme kann dies nur sein: Bildung, Bildung, Bildung. Eine Lösung bleibt Sarrazin aber schuldig, weil er nicht Politik betreiben will, sondern sich mit blankem Populismus mehr Geld verdienen lässt.